- Portraitaufnahmen
- Portraitaufnahmen zu machen, bedeutet Menschen, die bestrebt sind, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, so zu fotografieren, wie man sie sieht. Dieser Widerspruch erzeugt aber genau die Spannung, von der ein gutes Bild letztlich lebt. Man sollte Menschen aus eben der Entfernung fotografieren, in der man ihnen auch im Leben begegnet, dann stimmt die Perspektive im Foto mit dem Bild überein, welches wir uns im Kopf von der Person machen. Der ideale Abstand für ein Portrait ist etwa 1,5 Meter. Größere Entfernungen führen zu einer eher flachen Darstellung eines Kopfes, während kürzere Abstände den Kopf plastisch überzeichnen. Die Wahl der Brennweite entscheidet nun, welchen Bildausschnitt wir aufnehmen. Die (bezogen auf das Kleinbildformat) klassische Portrait-Brennweite ist daher 85mm oder 100mm, weil wir dann den Kopf formatfüllend abbilden können. Soll das nähere Umfeld dagegen in das Bild mit einfließen, z.B. bei dem Portrait eines Handwerkers in seiner Werkstatt, dann ist auch ein Weitwinkelobjektiv von vielleicht 35mm geeignet. Sollen gar Effekte produziert werden, so ist das mit einem Superweitwinkel von vielleicht 21mm Brennweite oder einem Fisheye- Objektiv kein Problem. Das Licht, sei es nun künstlich oder natürlich, hat einen großen Einfluß auf das Ergebnis. Starkes seitliches Licht kann die Strenge betonen, Gegenlicht zeichnet die Person als Silhouette und diffuses Licht ergibt eine zurückhaltende Wirkung. Lediglich Frontallicht, wie es in die Kamera eingebaute oder auf die Kamera aufgesetzte Blitzgeräte liefern, sollte vermieden werden, etwa durch indirektes Blitzen bei geneigtem Blitzgerät. Um das Augenmerk im Foto auf die Person zu richten, sollte der Bildhintergrund nicht stören. Dies wird gern durch die Wahl einer großen Blendenöffnung unterstützt, da die damit einhergehende geringe Schärfentiefe dann den Hintergrund unscharf verschwimmen läßt. Wichtig ist absolute Schärfe im Bereich der Augen, da diese aus dem Bild heraus mit dem Betrachter kommunizieren, gerade dann, wenn die Schärfentiefe nicht einmal die Strecke von der Nasenspitze bis zu den Ohren abdeckt.
Das Lexikon aus „Bernie's Foto-Programm". Bernd Ratfisch. 2005.